Exklusivinterview der OZ

Neuendorf: "Dokumentieren, dass beim DFB jemand da ist, der zuhört und Interesse zeigt"


22.02.2023
Verband • Präsidium • Service

Zum ersten Mal überhaupt besuchte mit Bernd Neuendorf ein DFB-Präsident ein Spiel des FC Hansa Rostock im Ostseestadion. Der seit fast einem Jahr amtierende Verbandschef traf sich mit FCH-Verantwortlichen, Vertretern des Landesfußballverbandes, Hansa-Fans und auch mit der OZ zu einem exklusiven Interview. Dieses Gespräch fand vor dem Anpfiff des Zweitligaspiels gegen Darmstadt 98 statt. Die Pyro-Aktion der Hansa-Ultras im Stadion und die gewalttätigen Vorfälle im Umfeld der Partie kamen deshalb nicht zur Sprache.


Zuerst gelesen auf OZ+

Dieses Interview ist bereits am Nachmittag des 20. Februar 2023 auf dem Onlineportal OZ+ erschienen und wurde tags darauf in der Printausgabe der OSTSEE-ZEITUNG veröffentlicht. Es steht im Rahmen der Medienpartnerschaft zwischen dem Landesfußballverband und der OSTSEE-ZEITUNG exklusiv seit dem 22. Februar auf der LFV-Website zur Verfügung.

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OZ: Was war der Anlass für Ihren Besuch und welche Themen standen auf der Agenda?

Bernd Neuendorf: In meinem ersten Jahr als DFB-Präsident versuche ich, landesweit möglichst viele Gespräche zu führen und Eindrücke zu gewinnen. Deshalb besuche ich Landesverbände, aber auch Vereine und Vereinsführungen und treffe mich mit Fans. Für mich ist es wichtig, mir die unterschiedlichen Herausforderungen schildern zu lassen und zu dokumentieren, dass beim DFB jemand da ist, der zuhört und Interesse zeigt, dass man gemeinsam ins Gespräch kommt und versucht, Vertrauen aufzubauen.

Für den DFB-Chef geht es auch darum, Vertrauen aufzubauen

Worum ging es inhaltlich in den Gesprächen mit Hansa?

Natürlich auch um das Thema Frauenfußball. Hansa ist da aus meiner Sicht vorbildlich und wird jetzt eine Frauenmannschaft ins Leben rufen. Das begrüße ich sehr. Insbesondere nach der erfolgreichen Fraueneuropameisterschaft im vergangenen Jahr ist generell zu beobachten, dass viele Mädchen und Frauen kicken wollen. Das ist ein Trend, den wir unterstützen, weil er insbesondere den Amateurvereinen guttut. Das sorgt für Lebendigkeit in den Verein. Das ist das, was wir wollen.

Wie sind die Aussichten, dass Rostock ein Frauenländerspiel bekommt?

Grundsätzlich unterstütze ich es, dass Frauen-Länderspiele regelmäßig in den neuen Ländern stattfinden – und damit natürlich auch in Mecklenburg-Vorpommern. Hier in Rostock gibt es eine große Fußballtradition, hier haben wir die Fans und ein schönes Stadion. Ich denke, die Voraussetzungen passen. Es ist schon lange her, dass hier ein internationales Spiel stattgefunden hat (2006 gegen Georgien – d. Red.). Deshalb wäre es großartig, wenn wir hier mit allen Beteiligten eine gute Lösung finden könnten.

Fast 17 Jahre seit letztem Länderspiel im Rostock Ostseestadion

Wann und wie wird über die Vergabe entschieden?

Wir haben mehrere Bewerbungen für ein Frauenländerspiel vorliegen. Es gibt Kriterien, wie und unter welchen Bedingungen eine Vergabe zu erfolgen hat. Letztlich entscheiden wir darüber in den Führungsgremien des DFB.

Geht es um ein Spiel noch in diesem Jahr?

Vor der Frauenweltmeisterschaft in Australien und Neuseeland in diesem Sommer wird es schwierig. Den Zyklus danach wird man sicherlich in den Blick nehmen können.

Darum ist der Osten in Sachen Männer-Länderspiele ein (fast) weißer Fleck

Was Männerländerspiele angeht, ist Ostdeutschland mit Ausnahme von Leipzig ein weißer Fleck. Nach der Wende gab es außerdem nur drei Länderspiele im Osten, eins in Dresden und zwei in Rostock. Das kann eigentlich nicht im Sinne des DFB sein. Warum ist das so?

Wenn es entsprechende Bewerbungen gibt, werden wir hierüber konkret sprechen. Die Vergabe eines A-Länderspiels der Männer ist allerdings an eine Vielzahl von Voraussetzungen geknüpft, unter anderem der Beschaffenheit des Stadions, den Zu- und Abfahrtswegen oder den vorhandenen Hotelkapazitäten. Da gibt es klare Vorgaben seitens der UEFA und auch des DFB. Grundsätzlich ist es auch möglich, zum Beispiel U-21-Länderspiele hierher zu vergeben. Da sind die Anforderungen geringer.

Sie haben sich auch mit Hansa-Fans getroffen. War das von vornherein geplant oder spontan?

Der Kontakt mit den Fans gehört für mich dazu, das habe ich schon mehrfach gemacht.  Ich war in der 2. Liga bei 1. FC Kaiserslautern, war bei Rot-Weiss Essen, gehe also auch in die 3. Liga und schaue mir Regionalligapartien an. Ich will kein Präsident sein, der nur im Stadion sitzt. Ich suche bewusst den Kontakt auch zu den Menschen, die ihren Verein Woche für Woche mit großer Leidenschaft unterstützen. Das sind spannende und für mich auch sehr lehrreiche Begegnungen.

Austausch mit Hansa-Fans war "informativ und spannend."

Wie war das Treffen mit den Hansa-Fans?

Es war in der Tat eine etwas kurzfristige Absprache. Ich habe mich grundsätzlich sehr gefreut, dass die Bereitschaft bestanden hat, sich auszutauschen. Für mich ist wichtig, dass die Szene registriert, dass da jemand ist, der auf sie zugeht, der einen Kulturwandel möchte. Ich fand den Austausch sehr informativ und spannend. Wir haben verabredet, dass wir weiter im Gespräch bleiben möchten.

Mehr Nähe zu den Fans ist eines der Themen, die man sich beim DFB nach der WM-Enttäuschung auf die Fahnen geschrieben hat.

Es ist unstrittig, dass es in den vergangenen Jahren vielleicht auch aufgrund der Turbulenzen beim DFB zu einer gewissen Distanzierung von der A-Nationalmannschaft der Männer gekommen ist. Das ist nicht das, was wir vor einer Europameisterschaft im eigenen Land wollen und gebrauchen können. Hier müssen wir als DFB gegensteuern. Wir können im Fußball so eine große Kraft entwickeln – für unseren Sport und für die Gesellschaft insgesamt. Ich werbe dafür, dass wir uns alle hierüber bewusst werden und unser Potenzial ausspielen. Darum geht es in den Dialogen mit Profis, Amateuren und Fans.

Mecklenburg-Vorpommern? – "Eine wunderbare Gegend"

Sie sind Rheinländer, haben Sie Verbindungen mit Mecklenburg-Vorpommern?

Ich war vor einiger Zeit schon einmal in Rostock und hatte damals bereits einen tollen Eindruck von der Stadt. Grundsätzlich bin ich sehr viel in den neuen Ländern unterwegs, ich habe ja eine Zeit lang auch in Sachsen-Anhalt gelebt. Ansonsten haben wir im Urlaub die Ostseeküste in Mecklenburg-Vorpommern mit dem Fahrrad erkundet. Eine wunderbare Gegend.

Interview: Sönke Fröbe (OSTSEE-ZEITUNG)


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