Fußball ist weltweit die beliebteste Sportart und galt lange Zeit als reine Männerdomäne. Doch auch unter weiblichen Sportlern findet die Sportart in den letzten Jahrzehnten zunehmend Zuspruch. Die Fédération Internationale de Football Association (FIFA) verzeichnet 2014 weltweit in 117 Nationen 4,8 Millionen professionelle Fußballerinnen (5). Die aktuellen Prognosen der FIFA gehen von einem exponentiellen Wachstum bis 2026 auf bis zu 60 Millionen Frauenfußballerinnen weltweit aus und einem Umsatz von mehr als 1 Milliarde US-Dollar (6).
In Deutschland hat die deutsche Frauenfußballmannschaft durch die mehrfachen Gewinne bei Europa- und Weltmeisterschaften in den letzten Jahrzehnten zu einem Boom der Sportart geführt und die Union of European Football Associations (UEFA) listet Deutschland mit über 200.000 gemeldeten Fußballerinnen zum größten Frauenfußballverband in Europa (4,12).
Vergleicht man die Leistungen während eines Wettkampfspiels im Männer- und Frauenfußball, unterscheiden sich die grundlegenden Leistungsdaten wie z.B. die Laufdistanz nur geringfügig. Deutliche Unterschiede konnten dagegen bei hoch intensiven Belastungen wie Sprints, spielrelevanten Aktionen pro Minute und Ballaktionen, das Kopfballspiel und der Schusstechnik nachgewiesen werden (1).
Das allgemeine Verletzungsrisiko liegt mit rund 20% deutlich unter dem von männlichen Fußballern. Allerdings ist das Auftreten einiger Verletzungen bei Frauen deutlich höher, was u.a. an der Anatomie, Körperkonstitution, schwankendem Hormonhaushalt und verändertem Stoffwechsel liegt (9). Zudem führen ein verminderter Muskeltonus und eine erhöhte Laxität der Bänder eher zu Instabilitäten der Gelenke mit einseitigen Überlastungsreaktionen wie z.B. des innenseitigen Kniegelenks (2, 8). Das Kniegelenk ist im Frauenfußball mit 30% aller Verletzungen am häufigsten betroffen. Danach folgen bereits Verletzungen des Sprunggelenks (20%) und des Fußes (5%) (7).
Bereits zur Jahrtausendwende führte das „Nike Sports Research Lab“ (NSRL) den Fußballschuh als einen wichtigen extrinsischen Risikofaktor für die erhöhte Prävalenz von Rupturen des vorderen Kniegelenks im Frauenfußball auf, da u.a. die Bodentraktionseigenschaften der Fußballschuhe (z.B. Stollenlänge) auf die Funktionsketten der unteren Extremität Einfluss haben (10).
Ein Frauenfuß ist in der Breite schmaler und schlanker als ein Männerfuß bei gleicher Länge. Trotz geschlechtsbedingter Unterschiede in der Morphologie und Biomechanik der Füße, gibt es allerdings erst seit dem letzten Jahr zunehmend spezielle Frauenfußballschuhe auf dem Markt. Das bedeutet, dass Frauen das „fehlende Fußvolumen“ durch eine kleinere Schuhgröße ausgleichen müssen, um z.B. die Standfestigkeit sicherzustellen. Daraus resultiert eine vermehrte Kompression und Drücke am Vor- und Mittelfuß, die zur Ausbildung von Zehendeformitäten wie z.B. eine Hammerzehe oder Metatarsalgien beitragen können (3).
Erst in den letzten Jahren bildeten sich Forschungsgruppen, die vermehrt beim Frauenfußball Themen untersuchen, die sich z.B. mit dem weiblichen Hormonhaushalt (z.B. zyklusorientiertes Training, RED-S (engl.: “relativ energy deficiency in sports“) oder dem vermehrten Auftreten von Kreuzbandrissen im Fußball beschäftigen.
Quellen:
- Althoff, K., Kroiher, J. and Hennig, E. M. (2010) ‘A soccer game analysis of two World Cups: playing behavior between elite female and male soccer players’, Footwear Science. Taylor & Francis Group , 2(1), pp. 51–56. doi: 10.1080/19424281003685686.
- Arendt, E. and Dick, R. (1995) ‘Knee Injury Patterns Among Men and Women in Collegiate Basketball and Soccer’, The American Journal of Sports Medicine. SAGE Publications, 23(6), pp. 694–701. doi: 10.1177/036354659502300611.
- Branthwaite, H., Chockalingam, N. and Greenhalgh, A. (2013) ‘The effect of shoe toe box shape and volume on forefoot interdigital and plantar pressures in healthy females’, Journal of Foot and Ankle Research. BioMed Central, 6(1), p. 28. doi: 10.1186/1757-1146-6-28.
- DFB: https://www.dfb.de/frauen-nationalmannschaft/historie/ (Stand: 30.06.2021)
- FIFA 1: https://resources.fifa.com/image/upload/fifa-women-s-football-survey2522649.pdf?cloudid=emtgxvp0ib nebltlvi3b (Stand: 24.5.21)
- FIFA 2: https://resources.fifa.com/image/upload/fifa-women-s-development-programme.pdf?cloudid=mzliwvh0tj 7maojqnyim (Stand 24.05.21)
- Hartmut, G. et al. (2010) ‘Injuries in Women’s Soccer: A 1-Year All Players Prospective Field Study of the Women’s Bundesliga (German Premier League)’, Clinical Journal of Sport Medicine, 20(4), pp. 264–271. doi: 10.1097/JSM.0b013e3181e78e33.
- Huston, L. J. and Wojtys, E. M. (1996) ‘Neuromuscular Performance Characteristics in Elite Female Athletes’, The American Journal of Sports Medicine. SAGE Publications, 24(4), pp. 427–436. doi: 10.1177/036354659602400405.
- Mufty, S., Bollars, P. and L Vanlommel -K. Van CroMBrugge, K. Corten, J. B. (2015) ‘Injuries in male versus female soccer players: epidemiology of a nationwide study’, Acta Orthop Belg., 81(2), pp. 289–295. Available at: http://actaorthopaedica.be/assets/2307/18-Mufty_et_al.pdf (Accessed: 30 June 2021).
- NSRL, Nike Sport Research Lab (1999). ACL Injuries in Soccer. The Medical Field – A Nike Sports Research Review, 7(1), Beaverton, OR, USA
- Sterzing, T. and Althoff, K. (2010) Trainingswissenschaftliche, geschlechtsspezifische und medizinische Aspekte des Hochleistungsfußball – Beiträge und Analysen zum Fußballsport XVIII. 1 Chapter: Hamburg, Deutschland: Edition Czwalina, Feldhaus Verlag, H. Available at: www.fifa.com (Accessed: January 2012).
- UEFA: https://www.statista.com/statistics/1006673/uefa-registered-female-football-players-by-country-europe/ (Stand 24.05.21)