Nichts gegen Bochum oder Sinsheim, doch wenn am Ende der Reise von Interimstrainer Horst Hrubesch im kommenden Sommer womöglich der Olympiasieg für das deutsche Frauen-Nationalteam zu Buche stehen sollte, so müsste man wohl konstatieren: Diese Reise hat so richtig erst in Rostock begonnen!
Frenetische Fans im Stadion, Rekordquote im TV
Im mit 19.180 veräußerten Tickets ausverkauften Ostseestadion feierten die DFB-Frauen einen mehr als überzeugenden 3:0 (2:0)-Erfolg gegen letztlich chancenlose Gästespielerinnen aus Danemärk. Nach dem 4:0 gegen Island und dem 5:1 gegen Wales im besagten Bochum bzw. Sinsheim war es der dritte Heimsieg in der diesjährigen UEFA Women’s Nations League.
In Rostock schwappte die Laola-Welle bei Minusgraden und Flutlicht am Freitagabend gleich mehrfach durch die Arena. Nach dem Schlusspfiff feierten die Fans das DFB-Team für dessen Auftritt lange und ausgiebig. Und auch die TV-Quote war schwindelerregend: 4,3 Millionen Zuschauende verfolgten den verdienten Sieg zur besten Sendezeit vor den Bildschirmen. Mit 17,9 % Marktanteil lag der Wert so hoch wie noch nie außerhalb einer Welt- oder Europameisterschaft der Frauen.
Goalgetterin Alexandra Popp (14.) und Abwehrchefin Marina Hegering (26.) stellten die Weichen in Rostock schon in der ersten Halbzeit auf den zwingend benötigten Sieg. Nicht unwichtig, denn bereits bei einem Remis wäre die Chance auf Olympia für die DFB-Elf komplett dahin gewesen. Ein knapper Erfolg hätte Dänemark weiter im Vorteil gesehen. Klara Bühl sorgte mit ihrem Treffer in der Nachspielzeit schließlich dafür, dass Deutschland den direkten Vergleich mit den punktgleichen Däninnen nach der 0:2-Pleite zum Auftakt der UEFA Women’s Nations League nunmehr für sich entschieden hat und den Sieg in der Vorrundengruppe A3 am 5. Dezember mit einem Dreier beim punktlosen Schlusslicht Wales perfekt machen dann.
Kompliment, wie die Leute uns hier mitgenommen haben. Die Mädels haben es in der Halbzeit auch schon gesagt: Jetzt nehmen wir sie nochmal mit. Danke an Rostock, auch für die Bedinungen, die wir hier vorgefunden haben. Die waren optimal.
– Horst Hrubesch, Interimstrainer Deutsche Frauen-Nationalmannschaft
Der weitere Weg nach Paris bzw. Frankreich ginge in diesem Fall im Februar 2024 mit der Endrunde der Nations League weiter. Zwei Olympiatickets sind in diesem aus zwei Halbfinals und einem Spiel um Platz 3 bzw. einem Endspiel bestehenden Turnierformat zu vergeben. Erreichen die als Gastgeberinnen für Olympia bereits qualifizierten Französinnen in diesem Miniturnier das Finale, würde Rang drei für ein mögliches olympisches Sommermärchen reichen.
Dem aktuellen Highlight in Rostock gingen – neben der hervorragenden Bewerbung des F.C. Hansa Rostock mit dessen Spielstätte sowie jeder Menge sportpolitischer Überzeugungsarbeit – nach der offiziellen Bekanntgabe des Austragungsortes am 1. September eine intensive Vorbereitungszeit voraus. Der Landesfußballverband (LFV) war unmittelbar involviert und kümmerte sich neben dem mit 1.955 verkauften Karten sehr erfolgreichen Gruppenticketing unter anderem um die Akquirierung von fast 50 Volunteers, Einlaufkindern für die beiden Teams und Ballmädchen. Die Spielerinnen und Spieler der Landesauswahlteams waren darüber hinaus direkt in die umfangreiche Eröffnungszeremonie vor dem Ertönen der Nationalhymnen eingebunden.
Was vom Freitag übrig bleibt, sind viele tolle Erinnerungen und natürlich die Hoffnung, dass MV bzw. Rostock auf das nächste Länderspiel nicht erneut soooo lange warten müssen!
Erstes Länderspiel seit 17 Jahren in MV
Die Partie in Rostock war das erste A-Länderspiel auf MV-Boden seit Oktober 2006. Seinerzeit bezwangen die Herren Georgien in einem Freundschaftskick mit 2:0. Es war die vierte von insgesamt 198 Begegnungen in der Ära von Joachim Löw. Blickt man auf die Damen, so gab es das Aufeinandertreffen mit Dänemark übrigens schon einmal in Mecklenburg-Vorpommern: 1:1 hieß es im Mai 2003 im Schönberger Jahnstadion – seinerzeit vor rund 2.500 Zuschauenden. Wie die Zeit doch vergeht…
