Mädchen wollen Fußball spielen, doch es fehlen die Möglichkeiten


15.09.2020
Verband • Frauen- und Mädchenausschuss • Spielbetrieb • Frauen • Juniorinnen • Ehrenamt • Soziales

Zum internationalen Frauentag am 8. März dieses Jahres warb der Deutsche Fußball-Bund (DFB): "Jedes siebte Mitglied im DFB ist weiblich. Damit sind wir mit 1,1 Millionen Frauen und Mädchen im Fußball vor allem eines: Unverzichtbar.“ Auch DFB-Präsident Fritz Keller sagte im Frühjahr 2020: "Dieser Sport ist viel zu schön, dass er nur Männersache ist."

Doch die Statistik im Bereich des Landesfußballverbandes Mecklenburg-Vorpommern (LFV) zeigt: In unserem Bundesland spielen zu wenig Mädchen Fußball. Der LFV liegt mit einem Anteil von knapp 5,5 Prozent weiblicher Mitglieder (Gesamtzahl Mitglieder: 60.502) deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. Die Gründe dafür sind vielfältig. "Auch 50 Jahre nach der Aufhebung des DFB-Verbots für den Frauenfußball, fehlt dem weiblichen Fußball vor allem eines: Die gesellschaftliche Akzeptanz", sagt Ulrike Balzer, Vorsitzende im LFV-Ausschuss für Frauen- und Mädchenfußball. Dies führe dazu, dass Vereine und Trainer*innen den Spielerinnen von vorneherein weniger Möglichkeiten bieten. Ebenso stoßen Eltern fußballinteressierter Mädchen auch heute noch auf Vorurteile und tun sich schwer damit, den Interessen ihres Kindes gerecht zu werden. 

Die gelbe Linie in der Statistik zeigt deutlich: Mecklenburg-Vorpommern braucht mehr Mädchen im Fußball.

Auch wenn es inzwischen nicht mehr ungewöhnlich ist, dass Mädchen in der E- und F-Jugend bei den Jungs mitspielen, ist die Quantität weiterhin eher gering. Besonders dramatisch ist es bei den 12- und 13-jährigen Spielerinnen. In diesem Alter hört ein erheblicher Teil der nur wenig spielenden Mädchen auf. Jedoch nicht, weil sie nicht mehr möchten, sondern weil sie nicht die entsprechenden Möglichkeiten im unmittelbaren oder näheren Umkreis haben. Es fehlt die sportliche Perspektive. Entwicklungsbedingt sind sie den Jungs in gemischten Teams unterlegen und bekommen nur wenig Einsatzzeiten. Doch der Wechsel in eine reine Mädchenmannschaft gestaltet sich im Flächenland Mecklenburg-Vorpommern schwierig, denn es gibt aktuell sehr wenige Vereine mit weiblichem Nachwuchs.

Obwohl sich die Spielerinnen der älteren Nachwuchsjahrgänge weibliche Trainings- und Wettkampfgruppen wünschen, boten in der zurückliegenden Saison 2019/20 nur sechs Vereine aus unserem Bundesland reine Mädchenteams an. Im Vergleich dazu sind in der männlichen Jugend je nach Altersklasse zwischen 100 und 200 Vereinen im Land unterwegs.

Von den wenigen Mädchen hören etwa ein Viertel im älteren B- bzw. A-Juniorinnen-Alter auf. In dieser Altersphase ist die Dropout-Quote interessenbedingt auch bei den Jungen am höchsten. Doch für viele Mädchen gibt die fehlende Perspektive im Heimatverein den Ausschlag. Meist gibt es kaum Kontakte zur nächsten Frauenmannschaft oder diese ist zu weit entfernt. Doch die Vereinsübersicht und insbesondere neue Teams wie vom FC Seenland Warin oder dem SFV Nossentiner Hütte zeigen, dass es Mädchen- und Frauenfußball nicht unbedingt nur in Ballungsgebieten gibt. Vielmehr sind die Angebote vor allem dort zu finden, wo sich Personen für den weiblichen Fußball engagieren.

Die Mannschaftsmeldungen für das Spieljahr 2019/2020 zeigen, dass es nur sehr wenige Mädchenteams im Land gibt. Der Mädchenfußball braucht für seine Entwicklung deshalb noch mehr engagierte Personen.

Vereine profitieren von Frauen und Mädchen

Sport sollte als wichtiger Integrationsfaktor in unserer Gesellschaft allen Menschen offenstehen. Im Fußball ist dies bisher im Bereich der Frauen und Mädchen nicht unbedingt der Fall. Doch was haben Vereine und Verbände davon, fußballinteressierte Spielerinnen aufzunehmen und ihnen angemessene Möglichkeiten zu bieten? Klar ist: Es geht nur gemeinsam. Verbände, Vereine und Teams müssen den Spielerinnen zeigen, dass sie willkommen sind. Die Vereine können so ihr Angebot erweitern und auch mehr zahlende Mitglieder gewinnen. Die regelmäßigen Beitragseinnahmen ermöglichen den Vereinen mehr finanzielle Stabilität. Zudem vergrößert sich auch der Pool möglicher Ehrenamtler*innen, die sich in den Vereinen engagieren. Diese gewonnene Vielfalt bedeutet wiederum z.B. unterschiedliche Sicht- und Denkweisen bei der Entscheidungsfindung, die erst neue Lösungen ermöglichen.

In den jüngeren Altersgruppen bereichern die Mädchen das Training durch ein konzentriertes Auftreten und großer Genauigkeit beim Üben. Im Spielbetrieb gehen sie ausgeglichen mit Sieg oder Niederlage um und leisten damit einen wesentlichen Beitrag für das soziale Lernen innerhalb einer Trainings- und Spielgruppe. In den älteren Nachwuchsmannschaften beweisen Mädchen durch eine regelmäßigere Trainings- und Spielbeteiligung viel Verantwortungsbewusstsein. Dies bedeutet eine große Planungssicherheit für die Trainer*innen. Und die steigende Anzahl von Sonderanträgen zur Teilnahme von Mädchen am Spielbetrieb der B- und A-Junioren in den letzten Jahren beweist, dass besonders talentierte Spielerinnen bei den Jungs spielerisch mithalten und eine wichtige Rolle in der Mannschaft Team einnehmen können.

Der Frauen- und Mädchenfußball im LFV M.-V. braucht mehr Standorte.

Der Frauen- und Mädchenfußball braucht mehr Standorte

Das sind doch eigentliche viele Gründe, warum sich Vereine dem Frauen- und Mädchenfußball widmen sollten. Dort wo sich engagierte Personen in den Klubs für den Mädchen- und Frauenfußball einsetzen, gibt es meist schnell einen Zulauf an interessierten Spielerinnen. Mit einigen personellen Ressourcen und etwas Durchhaltevermögen kann der Aufbau einer Mädchenabteilung gelingen.

Dass ein solches Vorhaben kein "Hexenwerk" ist, zeigt die Zahl der gemischten Teams im E- und F-Bereich. Somit werden in dieser Altersgruppe keine zusätzlichen Trainingszeiten oder -plätze und auch keine weiteren Trainer*innen benötigt. Ab der Altersklasse der D-Jugend werden die körperlichen Unterschiede dann aber größer und zugleich verändern sich die Wünsche der Mädchen und Jungen. Deshalb sollte in diesem Alter mit dem Aufbau von reinen Mädchenmannschaften begonnen werden. Dafür können mithilfe der geförderten Projekte "Tag des Mädchenfußballs" oder einer "Mädchen-AG" an kooperiierenden Schulen potenzielle Spielerinnen gewonnen werden.

Hinzukommen zahlreichen Sonderregelungen des LFV, wie beispielsweise das Zweitspielrecht oder besondere Altersregelungen zur Förderung von Spielerinnen.

Online-Seminar "Der Weg zum Frauen- und Mädchenteam"

Somit stellt sich die Frage, warum es in Mecklenburg-Vorpommern nicht mehr Mädchenteams gibt? Warum tun selbst viele Vereine mit vorhandenen Frauenteams so wenig, um den eigenen Nachwuchs zu sichern? "Wenn wir das gemeinsam ändern, hätten wir mehr Vielfalt im Verein. Mehr Mädchen, mehr Teams sorgen zudem für mehr Spielmöglichkeiten im weiblichen Bereich. Also nicht länger zögern und mitmachen", lautet der Appell von Ulrike Balzer.

In diesem Zusammenhang lädt der LFV alle interessierten Personen und Vereine am 25. September 2020 ab 18.00 Uhr zum kostenfreien Online-Seminar "Der Weg zum Frauen- und Mädchenteam" ein. Die Anmeldung erfolgt in wenigen Schritten ebenfalls online unter: www.lfvm-v.de/s/w/f-u-m



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