Frauenfußball in und aus MV - Teil #4


07.04.2020
Verband • Spielbetrieb • Frauen

Schon gewusst? Die Frauen-Bundesliga feiert in dieser Saison ein Jubiläum. Derzeit läuft die 30. Spielzeit. Zugleich ist es in diesem Jahr 50 Jahre her, dass der Deutsche Fußball-Bund (DFB) das seit 1955 bestehende Frauenfußballverbot aufhob. In der losen Artikelserie "Frauenfußball in und aus MV" auf lfvm-v.de betrachten wir in diesem Zusammenhang etwas näher, welche Spuren einzelne Spielerinnen und auch ein Verein aus Mecklenburg-Vorpommern in der Frauen-Bundesliga hinterlassen haben.

Teil #4: Vereine aus Mecklenburg-Vorpommern im überregionalen Fußball

In diesem Teil geht es um Vereine aus dem Landesfußballverband Mecklenburg-Vorpommern (LFV), die überregional gespielt haben und welche Rolle das Landesleistungszentrum in Neubrandenburg dabei spielt.  wir stellen eine Frau vor, deren Name seit vielen Jahren eng mit der Entwicklung junger Spielerinnen in M-V verbunden ist.


Der erfolgreichste Verein des LFV im Bereich des Frauen- und Mädchenfußballs auf überregionaler Ebene ist der 1. FC Neubrandenburg 04. Noch unter dem Namen FFV (Frauenfußballverein) Neubrandenburg spielte der Klub von 2005 bis 2008 drei Jahre lang in der 2. Bundesliga und im Anschluss einige Jahre in der Frauen-Regionalliga Nordost. Da es die besten Talente des Landes immer wieder in das Landesleistungszentrum zieht, ist der Verein auch im Juniorinnenbereich gut aufgestellt und strebt derzeit die Rückkehr in die B-Juniorinnen-Bundesliga an. Der Ausgang ist angesichts der Coronakrise ungewiss.

Frauenfußball in Neubrandenburg

Ähnlich wie in Rostock und Schwerin gab es auch in Neubrandenburg bereits seit den 70er-Jahren eine Frauenmannschaft. In den 90er-Jahren wechselte das Team von Nagema (Nahrungsgütermaschinenbau) Neubrandenburg zum ortsansässigen Polizeisportverein (PSV). Unter diesem Namen gelang 2001 der Aufstieg in die damals noch zweitklassige Regionalliga Nordost. Um für die Weiterentwicklung des Frauen- und Mädchenfußballs eine neue Heimat zu schaffen, wurde zu Beginn des Jahres 2002 der FFV Neubrandenburg gegründet. Der Wechsel der Mädchen und Frauen vom PSV zum FFV erfolgte zur Saison 2002/2003. Nach Rang acht in der "Premierensaison" beenderte man die anschließende Spielzeit 2003/2004 als Vorletzter. Allerdings verblieb der FFV aufgrund der Einführung der 2. Frauen-Bundesliga in der Regionalliga.

In der Saison 2004/2005 wurde die Neubrandenburgerinnen dann überraschend Regionalliga-Meister und schafften den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Nach drei Jahren in der zweithöchsten Spielklasse Deutschlands stieg die stark verjüngte Mannschaft im späten Frühling 2008 wieder in die Regionalliga ab. Zum 1. Januar 2009 trat der FFV Neubrandenburg dem 1. FC Neubrandenburg 04 bei und spielt seit der Saison 2009/2010 unter diesem Namen. Mit zwei Jahren Unterbrechung spielte der FCN in der Frauen-Regionalliga des Nordostdeutschen Fußballverbandes (NOFV), ehe 2018 ein unglücklicher Abstieg zu Buche stand: Als Drittletzter (19 Punkte in 22 Spielen) war man eigentlich gerettet, doch der Bundesligaabstieg des FF USV Jena erzeugte eine Kettenreaktion. Die zweite Jenaer Mannschaft musste folglich aus der 2. Bundesliga in die Regionalliga absteigen, und aufgrund der dadurch erhöhten Zahl an Absteigern in der Drittklassigkeit erwischte es die Damen aus der Vier-Tore-Stadt. Unter der sportlichen Leitung von Trainerin Ria Pein tritt der Verein derzeit in der AOK-Verbandsliga des LFV an. 

Weitere Vereine in der Regionalliga Nordost

Schwerin: Dem FC Eintracht Schwerin gelang im Jahr 2000 der Aufstieg in die damals zweitklassige Regionalliga Nordost. Im Frühjahr 2002 machte sich die Abteilung Frauenfußball des FC Eintracht als FSV 02 Schwerin eigenständig. Gleich in der Premierensaison gelang dem FSV mit Platz drei die beste Platzierung der Vereinsgeschichte. Ein Jahr später verpasste die Mannschaft die Qualifikation für die neu geschaffene 2. Bundesliga und musste 2006 in die Verbandsliga absteigen. 2007 verpasste der FSV in den Aufstiegsspielen gegen den 1. FC Lübars (Berlin) die sofortige Rückkehr. Diese gelang dann ein Jahr später, doch nach nur einem Jahr stiegen die Schwerinerinnen 2009 gleich wieder ab. Der Verein spielt seitdem in der Verbandsliga Mecklenburg-Vorpommern.

Rostock: Ein Frauenteam aus Rostock spielte von 1991 bis 1995 in der Regionalliga Nordost, davon im Jahr 1991/92 sogar unter dem Namen F.C. Hansa Rostock. Mit dem Wechsel zum PSV Rostock im Jahr 1993 begann die erfolgreichste Zeit. Als Meister der Regionalliga Nordost gelang 1995 der Aufstieg in die Fußball-Bundesliga Nord. (Hinweis: Der nächste Teil Serie "Frauenfußball in und aus MV" dreht sich ausführlich um die Bundesliga-Saison 1995/1996 des PSV). Nach einigen Rückschlägen gelang in der letzten Saison als PSV Rostock in der Serie 2004/2005 der erneute Aufstieg in die Regionalliga. Die Mannschaft wechselte dann im Sommer komplett zum SV Hafen Rostock und spielte von 2005 bis 2008 drei Jahre in der Regionalliga Nordost.

Der Rostocker FC spielte in der Saison 2017/18 erstmals in der Regionalliga Nordost, stieg jedoch nach einer Saison direkt wieder in die AOK-Verbandsliga ab.

Landesleistungszentrum Neubrandenburg

Zur Saison 2012/2013 wurde seitens des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) die B-Juniorinnen-Bundesliga mit drei Staffeln eingeführt. Bis dahin war die NOFV-Meisterschaft – ein jährliches Turnier der Landesmeister – der höchste Wettbewerb im Bereich der B-Juniorinnen gewesen. Über jenes NOFV-Turnier qualifizierte sich der 1. FC Neubrandenburg 04 für die erste Bundeslliga Saison in der Staffel Nord/Nordost.

Gleich im ersten Spiel ging es für die jungen Neubrandenburgerinnen gegen den VfL Wolfsburg. Obwohl dem Team das erste Bundesligator gelang, unterlag man dem VfL am Ende mit 1:3. In der ersten Saison zahlte die Mannschaft ohnehin viel Lehrgeld. Sie konnte keinen Sieg einfahren und stieg am Saisonende mit der Ausbeute von nur vier Punkten direkt wieder ab. Zwei Jahre später folgte die Rückkehr.
 
Das Team, das seit 2009 von Katharina Berner trainiert wird, spielte dann vier Jahre in Folge in der B-Juniorinnen-Bundesliga. Das erfolgreichste Jahr für den Verein war die Saison 2016/2017, als man mit 26 Punkten den sechsten Platz erreichte. Wichtige Leistungsträgerinnen dieses Teams waren Lina Jubel, Lea Krüger und Rita Schumacher, die inzwischen alle für den VfL Wolfsburg II in der 2. Bundesliga auflaufen, und Rieke Tietz, die heute bei Turbine Potsdam spielt. Im letzten Sommer folgte dann aber der erneute Abstieg. Das Team spielt in der aktuellen Saison in der WeserGold-Landesliga der C-Junioren.

Klares Ziel ist der direkte Wiederaufstieg. Der Verein hat alle notwendigen Unterlagen für die Meldung zur Bundesliga eingereicht, doch aufgrund der Coronakrise ist derzeit unklar, wie es weitergeht. Wie Trainerin Katharina Berner betont, ist der nötige Aufwand mit Auswärtsfahrten bis nach Meppen, Bremen oder Magdeburg nur durch finanzielle Unterstzung möglich: "Der DFB erstattet den Mannschaften eine Fahrtkosten-Pauschale – ohne diese könnten es sich die meisten Vereine nicht leisten, in der Bundesliga zu spielen. Das heißt, das Geld, welches die Nationalmannschaft durch ihre internationalen Erfolge erringt, wird unter anderem im Nachwuchs eingesetzt. Zudem gibt es die Möglichkeit, Sonderzuweisungen vom DFB zu bekommen, wenn man spezielle Kriterien erfüllt."


Interview mit Katharina Berner

lfvm-v.de: Was reizt Dich an der Aufgabe der Jugendtrainerin?

Katharina Berner: Die Pubertät ist ein einschneidendes Alter, da passiert bei den Mädchen sehr viel. Neben der Vermittlung des fußballerischen Rüstzeugs lege ich großen Wert darauf, dass die Spielerinnen sich auch als Menschen entwickeln und Werte und Normen mitbekommen, die sie auf ihrem weiteren Weg begleiten. Mit ist es wichtig, dass sie ihre Herkunft nicht vergessen und wertschätzen, welche Chancen sie durch den Sport haben.

Ist die Kombination als Lehrerin und Vereinstrainerin ein Vorteil?

Ja ich denke schon. Durch den Einblick in Schule und Verein kenne ich die Mädchen sehr gut und sehe sie täglich. Ich bekomme in der Schule natürlich viel mit und habe so auch viel Verständnis für schulische Belange. Gleichzeitig kann ich bei schulischen Schwierigkeiten auch mit meinen Kolleginnen und Kollegen reden. So können wir gemeinsam Wege finden, wie wir die Spielerinnen individuell unterstützen können, ohne dass der Sport zu kurz kommt und sie z.B. zu bestimmten Maßnahmen nicht mitfahren können.

Die talentiertesten Spielerinnen wechseln meist schon vor dem Schulabschluss zu anderen Vereinen. Wie erlebt man das als Trainerin?

Dadurch, dass viele Spielerinnen im Internat leben, kenne ich sie sehr gut. Es gibt einen regelmäßigen Austausch zwischen der Schule und den Familien der Spielerinnen, wo wir auch die sportlichen und schulischen Perspektiven besprechen. Unsere Spielerinnen erhalten immer wieder Angebote von anderen höherklassigen Vereinen. Ich habe da eher eine beratende Funktion. Wenn eine Spielerin zu früh weg will, muss man die sportlichen Ambitionen manchmal auch etwas zügeln. Wichtig ist mir, dass das Gesamtpaket stimmt. Wenn die Spielerin im Rückblick sagt, dass es richtig war nach Neubrandenburg zu kommen, dass sie die Zeit bei uns weitergebracht hat und dass sie sich gern daran erinnert, dann haben wir es richtig gemacht.

Hast Du Dir selbst die Sportschulen in Potsdam oder Jena oder die Einrichtungen in Wolfsburg schon mal angesehen?

Ja habe ich. Die Sportschulen im Osten sind sehr ähnlich aufgebaut wie bei uns. Die Spielerinnen von außerhalb wohnen in einem angeschlossenen Internat und es gibt eine enge Vernetzung mit dem Verein. Das war im Westen lange nicht so. In Wolfsburg gibt es zum Beispiel keine Eliteschule des Fußballs. Inzwischen kooperiert der VfL aber mit Schulen und Ausbildungseinrichtungen vor Ort und kann den Spielerinnen dadurch eine Perspektive bieten. Auch aufgrund der geringen Entfernung war Turbine Potsdam lange die erste Wahl, aber das hat sich inzwischen geändert. Neben Wolfsburg haben uns zuletzt auch einige Spielerinnen in Richtung Leipzig verlassen.

Wie viel Kontakt hast Du noch mit Spielerinnen wie Inga Schuldt, Jasmin Sehan oder anderen, die inzwischen in der 2. Bundesliga spielen?


Der Kontakt besteht weiter. Ich verfolge ihren Werdegang mit Interesse und gratuliere ihnen natürlich zu besonderen Meilensteinen wie dem ersten Spiel oder dem ersten Tor.

Hast du Dir je Bundesliga-Spiele von ihnen angesehen?

Das ist leider aus zeitlichen und familiären Gründen nur sehr selten möglich. Aber ich verfolge die Berichte auf dfb.tv oder seit dieser Saison die Übertragungen bei Eurosport und freue mich über ihre Leistungen.

Zur Person

Katharina Berner (geb. Brühan, geb. 1980 in Ribnitz-Damgarten)

Im Frühjahr 2009 wechselte Katharina Berner, die bis dahin mit ihrem Mann Tilo Berner die B-Juniorinnen des SV Hafen Rostock trainiert hatte, aus beruflichen Gründen nach Neubrandenburg und übernahm dort die B-Juniorinnen des 1. FC Neubrandenburg 04.

Als Jugendliche war Katharina Brühan Leichtathletin, doch nach dem Beginn des Lehramtsstudiums in Rostock 1998 kam sie über eine Freundin zum Fußball beim PSV Rostock. In den folgenden Jahren war sie eine wichtige Stütze des PSV und spielte nach dem Wechsel des Teams zum SV Hafen Rostock ab 2005 auch in der Frauen-Regionalliga Nordost.

Parallel dazu war sie gemeinsam mit Tilo Berner Nachwuchs-Trainerin im Verein. Sowohl nach einem Kreuzbandriss 2003, als auch nach der Geburt ihres Sohnes 2007 kehrte sie als Spielerin auf den Rasen zurück und beendete ihre aktive Zeit schließlich in der Saison 2008/09. Nach dem Ende ihres Referendariats in Rostock unterrichtet Katharina Berner seit April 2009 Sport und Englisch am Sportgymnasium Neubrandenburg. Seitdem ist die Inhaberin der DFB-Jugend-Elite-Lizenz eine zentrale Person in der Talentförderung in unserem Bundesland. Das Landesleistungszentrum Neubrandenburg ist ein wichtiges Sprungbrett für Spielerinnen, die in die Frauen-Bundesliga wollen.


Eine Saison lang vertrat der PSV Rostock in den 90er-Jahren die Farben Mecklenburg-Vorpommerns in der Frauen-Bundesliga - mehr dazu gibt es in Teil #5 von "Frauenfußball in und aus MV"...



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