Gebt den Mädchen eine Chance!


08.03.2022
Frauen- und Mädchenausschuss • Spielbetrieb • Frauen • Juniorinnen

Am 8. März ist alljährlich der internationale Frauentag. Er ist oftmals ein willkommener Anlass für einen Blick auf die generelle Entwicklung rund um den Einfluss und die Möglichkeiten von Frauen und Mädchen. Rein sportlich gesehen macht er deutlich: Für die aktiven Fußballerinnen in Mecklenburg-Vorpommern und jene, die es werden wollen, ist die Lage schwierig. Das macht schon ein Blick auf die Statistik deutlich: Der Anteil der fußballspielenden Frauen und Mädchen liegt in MV deutlich unter dem Bundesdurchschnitt.

Im Land haben aktuell 30 Vereine Frauenteams gemeldet, doch nur sechs dieser Vereine treten auf dem Großfeld in der AOK-Verbandsliga bzw. eine Spielklasse höher in der NOFV-Regionalliga an. Das große Sorgenkind ist allerdings der Nachwuchs. Nur zehn Klubs bieten eigene Trainings- und Spielangebote für Mädchen an. Das muss und soll sich ändern. Der Ausschuss für Frauen- und Mädchenfußball (AFM) des Landesfußballverbandes Meckenburg-Vorpommern (LFV) hat sich daher ein Ziel gesetzt: "Wir brauchen in MV mehr Vereine, die den Mädchen und Frauen eine Chance geben und mehr Trainer:innen und Verantwortliche, die sich in diesem Bereich engagieren", erklärt die AFM-Vorsitzende Ulrike Balzer. Das Land brauche mehr Vereine, die sich für Mädchen stark machen und sich gemeinsam dafür einsetzen, weibliche Talente regional zusammenzubringen und zu fördern.

Es gibt nur eine Handvoll Vereine in MV, die seit Jahren eigene Mädchenteams haben. Andere wiederum engagieren sich erstmals oder nach einer zwischenzeiltichen Pause wieder im weiblichen Fußballnachwuchs. Alle haben den gemeinsamen Wunsch, fußballbegeisterten Mädchen im eigenen Verein ein Zuhause zu geben. Auch wenn die Bedingungen vor Ort zumeist unterschiedlich sind, stehen alle vor ähnlichen Herausforderungen. Einige "Gesichter des Mädchenfußballs" berichten in diesem Zusammenhang von ihren Erfahrungen und haben einige Tipps für andere Vereine parat, die sich künftig im Mädchenfußball engagieren wollen. 

Erfahrungswerte aus Stadt und Land

In Schwerin spielen Frauen schon seit Jahrzehnten Fußball. Seit 2002 gibt es mit dem FSV 02 Schwerin einen reinen Frauen- und Mädchenverein in der Landeshauptstadt. Jörg Koslowski ist über seine Tochter dazu gekommen, die als Sechsjährige im Verein spielen wollte. Sein Weg ist keinesfalls ungewöhnlich: Anfangs war er nur als Vater dabei, nach einiger Zeit übernahm er schließlich die heutigen B-Juniorinnen als Trainer. Der Inhaber der C-Lizenz betont den anderen Umgang der Mädchen untereinander. Natürlich steht der Sport im Vordergrund, aber der Zusammenhalt unter den Spielerinnen spielt eine größere Rolle. "In einer reinen Mädchenmannschaft können sich die Mädels ganz anders entfalten. Es macht großen Spaß, ihre Entwicklung zu erleben. Man freut sich natürlich über Erfolge, aber der sportliche Ehrgeiz ist nicht das Wichtigste“, macht Koslowski deutlich.

Auch in Stralsund hat der Mädchen- und Frauenfußball eine lange Tradition. Seit 2018 spielen die Stralsunder Fußballer:innen gemeinsam unter dem Dach des TSV 1860 Stralsund und werden dort gut unterstützt. Der erfolgreiche Mädchenfußball in der Hansestadt ist seit Langem mit dem Namen Sebastian Sachon verbunden, der diese Aufgabe vom heutigen Hansa-Nachwuchstrainer Marcus Wolff übernahm. Gemeinsam mit Jenny Wiesner und Jens Vahl hält er die Fahne für den Mädchenfußball in Stralsund hoch. Der B-Lizenz-Inhaber Sachon macht eine klare Ansage an die Kritiker und Sprücheklopfer: "Mädchen sind mit genauso viel Spaß und Leidenschaft dabei. Sie haben einfach Bock auf Fußball und das gleiche Recht auf qualifizierte Trainer:innen und gutes Training wie die Jungs."

Sebastian Sachon (l.) sagt: "Mädchen sind mit genauso viel Spaß und Leidenschaft dabei. Sie haben einfach Bock auf Fußball und das gleiche Recht auf qualifizierte Trainer:innen und gutes Training wie die Jungs." Für sein Wirken rund um dem Frauen- und Mädchenfußball in MV wurde er 2019 mit der silbernen LFV-Ehrennadel ausgezeichnet, die ihm aus den Händen von Andrea Bickel (r.) überreicht wurde.

Beim Rostocker FC sind die Frauen und Mädchen ebenfalls gut im Verein integriert. Die erste Mannschaft spielt als Aufsteiger derzeit in der NOFV-Regionalliga, die zweite Vertretung in der AOK-Verbandsliga und die "Dritte" in der Kreisliga. Zudem gibt es Mädchenteams von der B- bis hinunter zur F-Jugend. Obwohl B-Juniorinnen-Trainer Mathias Henk, der seit vier Jahren Mädchen trainiert, die Mädchenwettbewerbe des LFV begrüßt, spricht er aus, was auch die anderen Gesprächspartner empfinden: "Wir wünschen uns im Land mehr Konkurrenz. Unsere Mädchenteams spielen so lange wie möglich in den Ligen der Junioren mit. Die reinen Mädchenwettbewerbe sind durch die wenigen teilnehmenden Vereine nicht so attraktiv. Daher begrüßen wir es, dass bei der ersten Turnierrunde der B-Juniorinnen im vergangenen September mit dem SFV Nossentiner Hütte, FC Seenland Warin und der HSG Warnemünde drei neue Vereine dabei waren."

Ein Trainer, der sich ebenfalls seit Jahren für Mädchen stark macht, ist Henning Muske vom SFV Nossentiner Hütte. Der Start war typisch für einen kleinen Dorfverein: "Bei uns ging es anfangs gar nicht um eine Mädchenmannschaft. Wir haben ein neues F-Jugend-Team gestartet und hatten mehrere Mädchen dabei. Sie haben bei den Jungs Spielerfahrung gesammelt und gelernt sich durchzusetzen. Die Mädchen waren von Beginn an eine wichtige Stütze des Teams."

2015 meldete Muske seine Mädels kurzentschlossen für die Hallenlandesmeisterschaft der D-Juniorinnen an. Das war für die Spielerinnen die erste Erfahrung gegen andere Mädchen zu spielen. Obwohl es sportlich gegen deutlich ältere Spielerinnen nicht so gut lief, war es ein großer Ansporn für sie und hat ihnen viel Spaß gemacht. Und die Arbeit zahlte sich aus: 2017 gewannen die SFV-Kickerinnen überraschend den Landespokal der D-Juniorinnen. Dieser Erfolg brachte dem Verein einige Aufmerksamkeit in der Region und es kamen neue interessierte Mädchen dazu. Trotzdem brach das Team 2019 auseinander. Im letzten Sommer kamen die Mädchen wieder zusammen und nahmen – verstärkt durch einige Spielerinnen vom Malchower SV – im September 2020 an der bereits erwähnten Turnierrunde der B-Juniorinnen teil.

Henning Muske begrüßt die Angebote des LFV: "Ich finde es gut, dass der LFV die Turnierrunden und Pokalwettbewerbe bei den Mädchen anbietet. Zusätzlich zum regelmäßigen Spielbetrieb mit den Jungs sind das für die Mädchen ganz wichtige Erlebnisse. Diejenigen, die spielerisch noch nicht so weit sind, bekommen in den Mädchenturnieren viel mehr Spielzeit und merken, dass das Team sie braucht. Ich finde es gut, dass an den Turnierrunden auch Spielgemeinschaften teilnehmen können. So ist es möglich, dass sich Spielerinnen einer Region kennenlernen und in diesem Rahmen miteinander antreten können."

Henning Muske (2.v.l.) engagiert sich beim SFV Nossentiner Hütte sehr für den Mädchenfußball. Die Spielangebote des LFV fernab des Einsatzes einzelner Spielerinnen bei den Jungen sieht er positiv: "Zusätzlich zum regelmäßigen Spielbetrieb mit den Jungs sind das für die Mädchen ganz wichtige Erlebnisse."

Viel Spaß an der Trainingsarbeit nennen alle Trainer als einen wichtigen Grund für ihr Engagement. Gute Kommunikation mit den Spielerinnen ist wichtig. Die Mädchen nehmen im Training nicht alles hin, sie hinterfragen auch mal Übungen und wollen es genauer wissen. Doch sie sind zuverlässig, immer aufnahmebereit und mit großem Einsatz dabei.

Die Mädchenfußball-Szene in MV ist derzeit überschaubar. Es gibt viele Freundschaften zwischen den Spielerinnen unterschiedlicher Vereine und auch die Verantwortlichen betonen den angenehmen Umgang untereinander. Während der Spiele gibt es natürlich eine gesunde Konkurrenz, aber man gönnt sich untereinander den Erfolg und nimmt gegenseitig Anteil an der Entwicklung. Dies sei bei den Männern und Junioren keineswegs selbstverständlich. Henning Muske: "Ich schätze den Austausch mit Trainern und Verantwortlichen aus anderen Vereinen bei den Turnierrunden und Pokalwettbewerben. Man kann aus den Erfahrungen lernen und sich gegenseitig unterstützen."


Tipps für "Neueinsteiger" im Mädchenfußball

  1. Erst einmal anfangen! Gebraucht werden Aktive, die sich engagieren wollen und dabei vom Verein unterstützt werden. Die Erfahrung zeigt: Wo es regelmäßige Angebote gibt, kommen die Mädchen auch.
  2. Kontakt zu den Vereinen in der Umgebung aufzunehmen. So erhalten Mädchen, die in Nachbarvereinen bei den Jungs mitspielen, einen Anlaufpunkt und eine sportliche Perspektive.
  3. Weitere potenzielle Spielerinnen können neben persönlichen Kontakten auch über eine Schul-AG oder einen Tag des Mädchenfußballs gewonnen werden.
  4. Kontakt zum Ausschuss für Frauen- und Mädchenfußball aufnehmen. Dieser steht den Klubs bei allen Fragen und Problemstellungen helfend zur Seite.

Schon gewusst?

Für Nachwuchsspielerinnen gibt es in MV mehrere Optionen:

  • Durch die Beantragung eines Zweitspielrechts kann eine Spielerin in zwei Vereinen spielen.
  • Im Spielbetrieb der Jungen dürfen Mädchen in einem gemischten Team ein Jahr älter bzw. in einer reinen Mädchenmannschaft sogar zwei Jahre älter sein.
  • Reine Mädchenteams können gleichzeitig an Wettbewerben auf Kreisebene bei den Jungen als auch auf Landesebene bei den Mädchen teilnehmen.

Ziele des Ausschusses für Frauen- und Mädchenfußball

  • Förderung der Akzeptanz von fußballspielenden Mädchen.
  • Vereine und Trainer:innen gerade im F- und E-Bereich für Gleichbehandlung sensibilisieren.
  • Aufbau von Vereinsmannschaften für D- und B/C-Juniorinnen.
  • Vereine mit Frauenmannschaften sollten sich um eigenen weiblichen Nachwuchs bemühen. Mädchen bereichern Teams und Vereine mit Genauigkeit, Charakter und Verantwortungsbewusstsein.
  • Gezielte Gewinnung von Trainer:innen und Ehrenamtlern für den Mädchenfußball.
  • Im März 2020 fand der erste LFV-Trainerlehrgang für den weiblichen Bereich statt. Dieser soll zukünftig alle zwei Jahre stattfinden.



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