Frauenfußball in und aus MV - Teil #3


24.03.2020
Verband • Spielbetrieb • Frauen

Schon gewusst? Die Frauen-Bundesliga feiert in dieser Saison ein Jubiläum. Derzeit läuft die 30. Spielzeit. Zugleich ist es in diesem Jahr 50 Jahre her, dass der Deutsche Fußball-Bund (DFB) das seit 1955 bestehende Frauenfußballverbot aufhob. In der losen Artikelserie "Frauenfußball in und aus MV" auf lfvm-v.de betrachten wir in diesem Zusammenhang etwas näher, welche Spuren einzelne Spielerinnen und auch ein Verein aus Mecklenburg-Vorpommern in der Frauen-Bundesliga hinterlassen haben.

Teil #3: Aktive Spielerinnen aus Mecklenburg-Vorpommern in der Flyeralarm Frauen-Bundesliga

In diesem Teil stellen wir mit Jasmin Sehan und Inga Schuldt die zwei aktuellen Spielerinnen vor, deren fußballerische Anfänge in unserem Bundesland liegen.


Zu den Personen

Jasmin Sehan

Jasmin Sehan (geb. 1997 in Parchim) begann beim Parchimer FC mit dem Fußballspielen und machte schon sehr früh als Nachwuchsspielerin auf sich aufmerksam. Bereits im Alter von zwölf Jahren bekam sie ein Angebot von Turbine Potsdam. Und schon als 13-Jährige debütierte Sehan in der U15-Nationalmannschaft. Doch sie wollte noch nicht so früh dauerhaft von zu Hause weg. Mit einem Zweitspielrecht für die B-Juniorinnen des 1. FC Neubrandenburg 04 kam „Jassi“ von 2011 bis 2013 zu 14 Einsätzen in der B-Juniorinnen-Bundesliga.

Im Jahr 2012 wurde Jasmin vom Landessportbund Mecklenburg-Vorpommern als Talent des Jahres ausgezeichnet. Im Jahr darauf wechselte sie mit 16 Jahren zur U17 des VfL Wolfsburg. In fünf Jahren absolvierte Sehan für den VfL 64 Spiele (28 Tore) in der 2. Frauen-Bundesliga. Zudem lief sie insgesamt 48 Mal für die DFB-Nachwuchsteams auf, gewann bei der U17-Europameisterschaft 2013 mit dem deutschen Team den Titel und wurde darüber hinaus Torschützenkönigin des Turniers. Im gleichen Jahr wurde sie vom DFB hinter Sara Däbritz (Gold) und Pauline Bremer (Silber) mit der Fritz-Walter-Medaille in Bronze ausgezeichnet.

Doch der erhoffte Sprung in das Wolfsburger Bundesliga-Team gelang ihr nicht. So wechselte Jasmin Sehan zur Saison 2018/19 zum Bundesligisten SC Sand (Baden-Württemberg). Nach ihrem Debüt im Oktober 2018 gegen den 1. FFC Frankfurt stand sie seitdem 24 Mal für Sand auf dem Platz und erzielte bisher ein Tor.

Inga Schuldt

In der aktuellen Saison gab Inga Schuldt (geb. 1997 in Rostock) ihr Debüt in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga. Auf diesen Moment musste die Torhüterin lange warten. Ihr fußballerischer Weg hatte seinen Ursprung beim SV 47 Rövershagen (2004 - 2010). Nach zweieinhalb Jahren beim 1. FC Neubrandenburg 04 wechselte Inga Schuldt im Alter von 15 Jahren auf die Sportschule in Potsdam. Dort absolvierte sie von 2013 bis 2019 in der 2. Frauen-Bundesliga 66 Einsätze für die Reservemannschaft von Turbine Potsdam. In der U19-Auswahl des DFB kam Schuldt einmal zum Einsatz.

In den Bundesliga-Kader der 'Turbinen' schaffte es Schuldt aber nicht. So zog sie im vergangenen Sommer weiter nach Jena. Dort lieferte sie sich mit Sarah Hornschuch einen Zweikampf um die Torhüterposition. Nach ihrem Debüt am zweiten Spieltag – ausgerechnet in Potsdam – stand Schuldt inzwischen fünf Mal für den FF USV Jena zwischen den Pfosten. Derzeit sieht die Situation für Jena alles andere als gut aus. Nach 15 von 22 Spielen sind die Thüringerinnen sieglos und belegen mit zwei Punkten den letzten Tabellenplatz. Nur mit einer furiosen Aufholjagd wäre der drohende Bundesligaabstieg noch zu verhindern. Ob es in der derzeit aufgrund der Coronakrise unterbrochenen Saison noch dazu kommen kann, bleibt abzuwarten.


Interview mit Jasmin Sehan und Inga Schuldt

In welchem Alter habt ihr angefangen, Fußball zu spielen? War das gemeinsam mit den Jungs oder gab es in der Nähe bereits eine Mädchenmannschaft?

Inga Schuldt: Mit dem Fußballspielen habe ich begonnen, als ich acht Jahre alt war. Meine ersten fußballerischen Erfahrungen habe ich in der Jungenmannschaft vom SV 47 Rövershagen gesammelt. Neben mir gab es noch ein weiteres Mädchen im Team. Den ersten Kontakt zum Mädchenfußball hatte ich beim wöchentlichen Mädchen-Stützpunkttraining in Rostock, damals unter der Leitung des heutigen Landestrainers Tilo Berner und später unter Gerald Blümel.

Jasmin Sehan: Ich konnte noch nicht mal richtig stehen, da hat mein Bruder mich zu Hause im Garten ins Tor gestellt und so habe ich meine ersten Erfahrungen mit dem Fußball gehabt. Mit sechs Jahren bin ich dann zum Parchimer FC zu den Jungs gegangen und habe bis zu meinem 15. Lebensjahr dort gespielt.

Inga, wann wurde dir klar, dass du ernsthaft Fußball spielen willst?

Schuldt: Als ich mit zwölf Jahren die Entscheidung traf, nach Neubrandenburg ans Sportgymnasium zu wechseln, war dies der erste bewusste Schritt hin zum leistungsorientierten Fußball.

Wusstest Du in diesem Alter schon von Frauenvereinen oder der Frauen-Nationalmannschaft und hattest Du ein Vorbild oder eine Lieblingsspielerin bzw. eine Lieblingsspielerin?

Schuldt: Durch das Stützpunkttraining und den Wechsel nach Neubrandenburg habe ich andere Mädels und somit auch Frauenvereine kennengelernt. Als ich zum U15-Sichtungslehrgang der Nationalmannschaft eingeladen wurde, war das mein erster bewusster Kontakt zur deutschen Nationalmannschaft. Bei der Heim-WM 2011 haben wir zudem mit dem Team ein Spiel der amerikanischen Nationalmannschaft in Dresden besucht. Ein konkretes Vorbild hatte ich nicht. Birgit Prinz war als Spielerin sehr bekannt, aber ich war doch eher in meiner eigenen Fußballwelt unterwegs. Bei den Herren fand ich Jens Lehmann gut.

Jasmin, wer waren damals deine Idole?

Sehan: Ein richtiges Idol hatte ich nicht wirklich. Mir haben viele Spieler in der Männer-Bundesliga gefallen, aber als kleines Mädchen damals war mein großer Bruder immer ein Vorbild für mich.

Ihr seid früh nach Potsdam bzw. Wolfsburg gegangen. War euch klar, dass ihr von Zuhause wegmüsst, um auf besserem Niveau spielen zu können?

Schuldt: Dass ich für bessere Bedingungen nicht Zuhaus bleiben kann, war mir schon aus meiner Zeit in Neubrandenburg bekannt. Der Schritt nach Potsdam war aus dieser Perspektive nicht mehr ganz so groß. Fußballerisch gesehen bedeutete es wiederum einiges: In das Nachwuchszentrum eines Bundesliga-Vereins zu wechseln, stellte nochmals größere Ansprüche an mein persönliches Umfeld und mich. Zu dieser Zeit, im August 2012, wurde die weibliche U17-Bundesliga gegründet. Wir spielten damals das Eröffnungsspiel gegen Holstein Kiel, welches von einer großen Zeremonie begleitet wurde. In Kombination mit den DFB-Lehrgängen inklusive der Torhüterinnenbetreuung durch Silke Rottenberg waren das wichtige Eckpfeiler auf dem Weg zu meiner Fußballkarriere.

Sehan: Um wirklich einmal Bundesliga spielen zu können muss man irgendwann diesen Schritt zu einem größeren Verein wagen, da man dort professioneller trainiert und sich sowohl persönlich als auch sportlich weiterentwickeln kann. Der Schritt nach Wolfsburg kam für mich zum richtigen Zeitpunkt und ich habe es nie bereut.

Welchen Rat würdet ihr einem Mädchen geben, das heute in Mecklenburg-Vorpommern Fußball spielt und davon träumt, mal in der Bundesliga zu spielen?

Sehan: Als erstes würde ich ihr raten, so lange wie möglich bei Jungs zu spielen, da man so die körperliche Robustheit, das Durchsetzungsvermögen und das Athletische trainieren kann. Generell zählt nicht das fußballerische Talent. Viel wichtiger ist die Arbeit, die Disziplin und der Fleiß den eine Fußballerin mitbringen muss. Das macht aus einer guten Spielerin eine sehr gute Spielerin.

Schuldt: Um diesen langen Weg zu gehen, braucht es eine Kombination aus mentalen und fußballerischen Fertigkeiten. Einerseits bedarf es Leidenschaft, Spaß und Ehrgeiz. Andererseits müssen die Basistechniken, z.B. das beidfüßige Passspiel oder die Ballmitnahme, sitzen. Ich habe damals viel im Garten mit meinem größeren Bruder Markus geübt und trainiert. Das mag banal klingen, hat mich jedoch weitergebracht. Auch Geduld ist ein wichtiger Faktor. Ich würde mich eher als 'Spätzünder' im Leistungsfußball bezeichnen. So hatte ich aber auch die nötige Lockerheit, da ich Fußball einfach genossen habe. Ein letzter Tipp ist definitiv, die überregionalen Turniere mit dem Verein bzw. der Landesauswahl zu nutzen. Häufig wird einem erst später bewusst, welche Chancen diese Vergleiche bieten. Ohne diese Turniere wäre ich weder von Potsdam, noch vom DFB gesichtet worden. Deshalb bin ich im Nachhinein sehr dankbar für die Nominierungen zur Landesauswahl.


Unabhängig von der Frauen-Bundesliga konnte weitere Mannschaften aus Mecklenburg-Vorpommern in den letzten Jahren und Jahrzehnten überregional für ein paar Highlights sorgen - mehr dazu in Teil #4 von "Frauenfußball in und aus MV"...



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