Neues Sonderspielrecht

Frauen (noch) allein unter Männern


27.03.2023
Verband • Spielbetrieb • Männer • Frauen • Vielfalt

Es war in der heutigen Zeit keineswegs ein nachrichtlicher Donnerhall, bemerkenswert aber durchaus: Die Einwechslung von Gästespielerin Anna Franziska Geßner beim Duell zwischen dem FC Landhagen und dem HFC Greifswald (Endstand: 4:1) am vergangenen Sonntag. 63 Zuschauende wurden bei diesem Ereignis zu Augenzeugen, unter ihnen auch der Präsident des Landesfußballverbandes (LFV), Dr. Heiko Lex. In der 37. Minute aufs Spielfeld laufend, fand sich Geßner auf dem Rasenplatz in Behrenhoff im Kreisoberligaspiel in einer Schar von Männern wieder – sowohl im eigenen als auch im gegnerischen Team.

Was war passiert? Die 23-Jährige gehört zu den ersten Frauen, die in Mecklenburg-Vorpommern in einem Pflichtspiel der Herren zum Einsatz kam. In die Geschichte des Amateurfußballs des Landes geht sie damit allerdings nicht ein. Denn die eigentliche Premiere fand bereits neun Tage zuvor in Anklam statt, als der Vierecker SV in der 66. Minute Nele Gabsch im Kreisligaspiel bei der gastgebenden VFC-Reserve einwechselte.

Wie es überhaupt dazu kam? Am 17. September des vergangenen Jahres haben die Delegierten des 9. Ordentlichen Verbandstages des LFV eine entsprechende Regelung mit großer Mehrheit auf den Weg gebracht. Seither gibt es – auf Grundlage des Beschlusses des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zum gemischten Spielen im Erwachsenbereich – in MV das Sonderspielrecht für Frauen in Herrenteams. Denn was in Freundschaftsspielen schon möglich war, war bis dato in Pflichtspielen noch untersagt.

Der HFC Greifswald nutzte dieses neue Angebot und stellte im November 2022 als Erstes den Antrag an den LFV. Dem ersten Einsatz von Anna Franziska Geßner, die bereits seit ihrem zehnten Lebensjahr Fußballspiel spielt und in jüngeren Jahren bereits in der B-Juniorinnen-Bundesliga aktiv war, standen zunächst die Winterpause, Urlaub und berufliche Verpflichtungen im Wege. Am 26. März 2023 war es nun aber soweit. Und weitere Einsätze sollen im Rahmen des LFV-Pilotprojektes künftig an der Tagesordnung sein. "Wir freuen uns auf weitere gemeinsame Spiele mit ihr", so Felix Ropella-Szneider, Geßners Teamkamerad und Vorstandsmitglied beim HFC Greifswald.

Gemischtes Spielen: Vereine sind noch zurückhaltend

Rege genutzt wird das Sonderspielrecht seitens der MV-Vereine ansonsten aber noch nicht. Lediglich sechs Anträge aus drei verschiedenen Klubs gingen in diesem Zusammenhang in den ersten sieben Monaten beim Verband ein. Sie alle wurden schlussendlich von Carolin Klatt in ihrer Funktion als LFV-Beauftragte für Frauen- und Mädchenfußball bestätigt. "Es ist nicht auszuschließen, dass die Nachfrage nach dem neuen Sonderspielrecht mit der Premiere und weiteren Einsätzen von Frauen in Männerteams und dem entsprechenden Feedback steigen wird. Schlussendlich befinden sich alle Beteiligten in diesem Zusammenhang in einem Lern- bzw. Erfahrungsprozess. Grundsätzlich ging es darum, den Fußballerinnen im Flächenland MV mehr Spielmöglichkeiten bieten zu können", sagt Klatt.

An übermäßiger Bürokratie scheitert es jedenfalls nicht. Denn der Weg zum Sonderspielecht ist für Interessierte simpel: Ein formloser Antrag des Vereins samt Begründung der Spielerin per E-Mail an die LFV-Beauftragte für Frauen- und Mädchenfußball genügt. Die Bearbeitung erfolgt in der Regel kurzfristig. Und das keineswegs nur deshalb, damit Nele Gabsch und Anna Franziska Geßner nicht weiter allein unter Männern bleiben.



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