Frauenfußball in und aus MV - Teil #2


10.03.2020
Verband • Spielbetrieb • Frauen

Schon gewusst? Die Frauen-Bundesliga feiert in dieser Saison ein Jubiläum. Derzeit läuft die 30. Spielzeit. Zugleich ist es in diesem Jahr 50 Jahre her, dass der Deutsche Fußball-Bund (DFB) das seit 1955 bestehende Frauenfußballverbot aufhob. In der losen Artikelserie "Frauenfußball in und aus MV" auf lfvm-v.de betrachten wir in diesem Zusammenhang etwas näher, welche Spuren einzelne Spielerinnen und auch ein Verein aus Mecklenburg-Vorpommern in der Frauen-Bundesliga hinterlassen haben.

Teil #2: Rekordspielerinnen aus Mecklenburg-Vorpommern

Nicht viele wissen, dass fünf Spielerinnen aus Mecklenburg-Vorpommern mehr als 100 Mal in der Frauen-Bundesliga aufgelaufen sind. Zwei von ihnen können sogar mehr als 200 Einsätze vorweisen? Vier Spielerinnen aus unseren Land haben zudem die Deutsche Meisterschaft gewonnen, aus diesem erlesenen Kreis konnten darüber hinaus drei die Champions League-Trophäe der Frauen in die Höhe stemmen. Und auch eine Fußball-Weltmeisterin kommt aus unserem Bundesland. Im zweiten Teil von "Frauenfußball in und aus MV" beleuchten wir fünf Spielerinnen, die der Frauen-Bundesliga ihren Stempel aufgedrückt haben, etwas näher.


Viola Odebrecht

Vereine: SV Nagema Neubrandenburg, PSV Neubrandenburg, Turbine Potsdam, University of Florida, Valur Reykjavik, FCR 2001 Duisburg, SC 07 Bad Neuenahr, VfL Wolfsburg. Einsätze: 182 x Bundesliga, 49 x A-Nationalmannschaft. Titel: Weltmeisterin 2003, Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen 2004, U19-Europameisterin 2002, U18-Europameisterin 2001, UEFA Women’s Cup-Siegerin (2005), UEFA Women’s Champions League-Siegerin (2010, 2013, 2014), Deutsche Meisterin (2004, 2009, 2010, 2011, 2012, 2013, 2014), DFB-Pokalsiegerin (2004, 2005, 2013, 2015), Deutsche Meisterschaft der B-Juniorinnen (2000).

Viola Odebrecht (geb. 1983 in Neubrandenburg) ist die erfolgreichste Spielerin aus Mecklenburg-Vorpommern. Und ihre Titelbilanz kann sich sowohl in der Nationalmannschaft als auch im Vereinsfußball sehen lassen.

Viola Odebrecht wuchs in einer sportbegeisterten Familie auf und kickte schon mit vier Jahren gern gegen den Ball. Die Begeisterung ihrer Mutter mit Blick auf das runde Leder hielt sich jedoch in Grenzen. Und so wurde sie zunächst eine erfolgreiche Schwimmerin. Ein Besuch der Sportschule in Rostock war ihrer Familie damals aus finanziellen Gründen jedoch nicht möglich. Stattdessen überzeugte Viola im Alter von 13 Jahren ihre Mutter und begann beim SV Nagema Neubrandenburg (Vorgänger des heutigen 1.FC Neubrandenburg 04) mit dem Fußballspielen. "Meine erste Mannschaft war 1996 eine Mädchenmannschaft, die gegen Jungs gespielt hat. Da war ich sehr schnell, sehr erfolgreich und habe dann mit dem Schwimmen aufgehört."

Knapp ein Jahr später spielte Viola bereits mit der Frauenmannschaft des SV Nagema. Zu dieser Zeit war ihr noch nicht einmal richtig bewusst, dass es eine Frauen-Nationalmannschaft gab. Mit 15 Jahren ging sie gemeinsam mit einer Freundin auf die Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportschule nach Potsdam. Wo die Reise hingehen könnte, war seinerzeit aber noch nicht klar: "Als Leistungssport habe ich das nicht angesehen – eher als Abenteuer. Der Leistungsgedanke ist erst aufgekommen als wir 1998 die Vorbereitung in Potsdam mitgemacht haben", erinnert sich Viola Odebrecht. Sie konnte sich in der brandenburgischen Landeshauptstadt durchsetzen, war zwei Jahre später Teil des B-Juniorinnen-Teams, mit dem Turbine erstmals die Deutsche Meisterschaft in dieser Altersklasse gewann. Schließlich wurde sie eine feste Größe im Potsdamer Bundesligateam. 2001 und 2002 wurde sie mit der U18- bzw. U19-Nationalmannschaft jeweils Europameisterin, bevor sie 2003 dann zum WM-Kader der Frauen-Nationalmannschaft gehörte, die völlig überraschend den ersten WM-Titel nach Deutschland holte.

Während ihrer Karriere, in der sie neben vier Stationen in der Bundesliga (Potsdam, Duisburg, Bad Neuenahr, Wolfsburg) auch in einem College-Team im US-amerikanischen Florida sowie in der isländischen Hauptstadt Reykjavík spielte, studierte Viola Sportwissenschaften und Management in Potsdam und Köln. Nach ihrem Karriereende war sie einige Jahre beim VfL Wolfsburg tätig und leitet inzwischen den Bereich Frauen- & Mädchenfußball bei RB Leipzig.

"Talent reicht allein nicht aus. Man muss hart dafür arbeiten, um ganz nach oben zu kommen. Man sollte sich von niemandem einreden lassen, es geht nicht", lautet Violas Rat an jene Mädchen, die davon träumen, mal in der Bundesliga zu spielen. Ihr Beispiel zeigt: Es ist nie zu spät, mit dem Träumen anzufangen.


Jennifer Zietz

Vereine: PSV Rostock, Turbine Potsdam. Einsätze: 213 x Bundesliga, 15 x A-Nationalmannschaft. Titel: UEFA-Women‘s-Cup-Siegerin (2005), Champions-League-Siegerin (2010), Deutsche Meisterin (2004, 2006, 2009, 2010, 2011, 2012), DFB-Pokalsiegerin (2004, 2005, 2006).

Jennifer Zietz (geb. 1983 in Rostock) begann bereits im Alter von sechs Jahren mit dem Fußballspielen beim PSV Rostock. Mit 13 Jahren spielte sie erstmals in der Landesauswahl Mecklenburg-Vorpommerns und wechselte als 15-Jährige an die Potsdamer Sportschule. In diesem Alter träumte sie noch nicht von der großen Karriere: „Es war eher die Vorfreude, jeden Tag Fußball zu spielen und in dem Alter natürlich auch erstmal raus in die weite Welt zu kommen. Aber ich hatte auch großes Heimweh und die Umstellung war schwer“, erklärt Zietz ihre Gefühlslage in der damaligen Zeit.

Mit knapp 16 Jahren feierte die Mittelfeldspielerin im September 1999 beim 1. FFC Turbine Potsdam ihr Bundesliga-Debüt. Bis 2015 machte Zietz 250 Spiele für Turbine, gewann sechs Mal die Deutsche Meisterschaft, dreimal den DFB-Pokal und zweimal den höchsten europäischen Vereinswettbewerb. Bis zum Jahr 2009 hieß dieser noch UEFA Women’s Cup. Mit Zietz als Kapitänin gewann Turbine 2010 das erste Champions-League-Finale der Frauen. Trotz dieser Erfolge und immerhin 26 Einsätzen in den verschiedenen Junioren-Nationalmannschaften konnte sie sich in der A-Nationalmannschaft jedoch nie wirklich durchsetzen. Bei ihrem einzigen großen Turnier wurde Zietz 2009 mit der DFB-Elf Europameisterin.

Jennifer Zietz blieb auch nach ihrem Karriereende in Potsdam. In der Saison 2016/17 war sie Co-Trainerin der Bundesliga-Mannschaft. Anschließend übernahm sie bei Turbine die neu geschaffene Position der Koordinatorin für Leistungssport. Beruflich arbeitet Jennifer Zietz für die AOK in Brandenburg als Sportmanagerin. Ihr Rat für junge Spielerinnen: „Wichtig war für mich immer Spaß zu haben, damit man einfach entspannter an die Aufgaben gehen kann. Natürlich gehört auch ein gewisser Ehrgeiz dazu und regelmäßig an seinen Schwächen zu arbeiten und jeden Tag ein bisschen besser werden zu wollen.“


Stefanie Draws

Vereine: Rostocker FC, FSV Dummerstorf, FFV Neubrandenburg, 1. FFC Turbine Postdam. Einsätze: 127 x Bundesliga. Titel: Champions-League-Siegerin (2010), Deutsche Meisterin (2009, 2010, 2011, 2012), U19-Europameisterin (2007), Fritz-Walter-Medaille in Bronze (2006).

Auch die Karriere von Stefanie Draws (geb. 1989 in Rostock) ist eng mit Turbine Potsdam verbunden. Stefanie Draws begann als Fünfjährige beim Rostocker FC mit dem Fußball. Über den FSV Dummerstorf 47 wechselte sie 2003 zum FFV Neubrandenburg. In der Saison 2005/06 schaffte sie mit 15 Jahren den Sprung in die erste Mannschaft. Im Sommer 2006 wechselte sie zum 1. FFC Turbine Potsdam und debütierte mit 17 Jahren in der Bundesliga. Im selben Jahr wurde sie mit der Fritz-Walter-Medaille in Bronze ausgezeichnet. Draws war Teil der Potsdamer Mannschaft, die von 2009 bis 2012 viermal hintereinander die Frauen-Bundesliga gewann. Trotz vieler Verletzungspausen absolvierte sie 162 Spiele für den Verein, davon 127 Bundesliga-Spiele. Im Sommer 2017 beendete die Abwehrspielerin in Potsdam ihre aktive Karriere.


Stefanie Weichelt

Vereine: SG Marnitz-Suckow, SV Grün-Weiß Mestlin, Turbine Potsdam, 1. FFC Frankfurt, SGS Essen, FCR 2001 Duisburg, MSV Duisburg. Einsätze: 202 x Bundesliga. Titel: Deutsche Meisterin (2003, 2005).

Auch Stefanie Weichelt (geb. 1983 in Parchim) legte den Grundstein für ihre lange Karriere in Potsdam. Ihr erster Verein war die SG Marnitz-Suckow. Später wechselte sie zum SV Grün-Weiß Mestlin, bevor sie mit 17 Jahren im Jahr 2000 ebenfalls nach Potsdam ging. Ihr Bundesliga-Debüt feierte sie als 17-jährige. Zwei Jahre später wechselte Weichelt zum 1. FFC Frankfurt, wo sie in drei Jahren zweimal Deutsche Meisterin wurde (2003, 2005). Es folgten fünf Jahre in Essen und weitere acht Jahre in Duisburg. Stefanie Weichelt absolvierte von 2000 bis 2018 insgesamt 202 Bundesliga-Einsätze (39 Tore) und 14 DFB-Pokal-Spiele und kam auf 6 Einsätze in den Nachwuchsteams des DFB.


Susann Utes

Vereine: Doberaner SV, SV Hafen Rostock, FF USV Jena. Einsätze: 169 x Bundesliga.

Susann Utes (geb. 1991 in Kühlungsborn) machte ihre ersten fußballerischen Erfahrungen in Bad Doberan. Von 2006 bis 2008 spielte sie beim SV Hafen Rostock in der Regionalliga, von wo sie zum FF USV Jena wechselte. Höhepunkt ihrer Laufbahn war das Erreichen des DFB-Pokalfinals 2010 vor über 26 000 Zuschauern in Köln gegen den FCR 2001 Duisburg, das Jena mit 0:1 unterlag. Nach zehn Jahren in der Frauen-Bundesliga verpasste der Verein 2018 mit Utes als Kapitänin den Klassenerhalt. Nachdem in der fogenden Saison der direkte Wiederaufstieg glückte, beendete Utes ihre Karriere. Auch sie ist dem Fußball weiterhin eng verbunden und arbeitet in der Geschäftsstelle des Bundesligisten FF USV Jena und ist zudem Co-Trainerin der Bundesliga-Equipe.


Auch in der aktuell laufenden Jubiläumssaison sind mehrere Spielerinnen in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga aktiv, die in frühen Jahren in MV mit dem Fußball spielen begonnen haben. Dazu gibt es mehr in den nächsten Teilen von "Frauenfußball in und aus MV"...


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