Früher wurden Schiedsrichter von aufgebrachten Fußballfans oft genug zur fernmündlichen Konversation ans Telefon gerufen.

Von Pfiffen und Pfeifen, Tritten und Tretern


27.02.2014
Schiedsrichter

Früher wurden Schiedsrichter von aufgebrachten Fußballfans oft genug zur fernmündlichen Konversation ans Telefon gerufen. Heutzutage kann schon das lockere Gespräch am Glühweinstand des Weihnachtsmarkts erhellende Erkenntnisse bringen: André Weinert, Vorstandsvorsitzender des SV Pastow, lud zwei erfahrene Referees zum Tag desSchiedsrichters nach Pastow ein. Und prompt standen René Rohde (2. Bundesliga) und Enrico Barsch als Lehrwart des Landesfußballverbandes in der Tür...

Erster Eindruck:Zwei aufgeschlossene Sympathieträger. Für das lockere Wort sei René Rohde geeignet, sagt Enrico Barsch. "Ich bin für das dröge Regelwerk zuständig". Wohl wahr, denn nicht jeder kann aus den verhunzt formulierten Paragraphen des FA-Boards die richtigen Herleitungen ziehen. Barsch ja. Deshalb sieht in der eingespielten Video-Szene der heranrauschende Rasenmäher auf zwei Beinen nicht per "Rot"-Proklamation des Schiedsrichters das Stopp seiner Partie. Barsch erklärt es und Rohde sagt dazu: "Schiedsrichter sehen anders als Fußballer. Sie dürfen sich nicht emotionalisieren lassen".

Zweiter Eindruck: Der Einsatz tut Not. André Weinert hat diesen Tag des Schiedsrichters initiiert. Nicht ohne Grund: 400 Schiedsrichter weniger in MV als noch 2009. "Das belastet uns doppelt: Der Spielbetrieb ist gefährdet und wir müssen bei Nichtstellen eines Schiedsrichters Strafe zahlen". Gerald Worzfeld, Abteilungsleiter Fußball im SV Pastow, formuliert es ebenso drastisch: "Wir sind hart an der Grenze im Schiedsrichterwesen. Gegenwärtig haben wir sieben aktive Referees und immer wieder eine Fluktuation durch schulische oder berufliche Veränderungen". Der Landesfußballverband stellt Mentoren bereit. Sie sollen die Spielleiter unterstützen und beraten, wenn in den Spielen am Wochenende von Spielern und Zuschauern die Unparteiischen mal wieder als die größten Deppen auf dem Rasen dargestellt werden. "Doch ohne den Einsatz der Schiedsrichter, oft zwei-, dreimal am Wochenende, kannst du den Spielbetrieb vergessen", erklärt Enrico Barsch.

Dritter Eindruck: Hoffnung bleibt. Junge Leute sind an diesem Tag des Schiedsrichters dabei.  Referees von morgen. Einer von ihnen Andy Schmidt, 19-jähriger Auszubildender. Er pfeift seit 2013 Kreisoberliga und Alte Herren. "Ehrenamtlich und gern", versichert er. Seine Erfolgsformel in bisher 30 Spielen:"Wer zu mir freundlich ist, zu dem bin ich es auch".

Vierter Eindruck: Entbehrungsreicher Weg. René Rohde (am Sonnabend pfeift er 3. Liga: Saarbrücken gegen Regensburg) hat bisher eine 17-jährige Schiedsrichterkarriere bestritten, die er nicht missen möchte. "Als Spieler war ich ganz schlecht", erinnert er sich. Dafür pfiff Rohde sich im Akkord nach oben und befindet sich nunmehr im Dunstkreis der absoluten Klasse (darin schon verankert der Rostocker FIFA-Referee Bastian Dankert). Alleinkämpfer, schwierige Entscheidungen, ARD-Sportschau: "Ein Riesenschritt in der Persönlichkeitsentwicklung", sagt Rohde. Der auch nur dann etwas taugt, wenn man bereit ist, Entbehrungen (vor allem zeitliche) auf sich zu nehmen und der Referee eine Familie hat, die dahinter steht. Rohdes Replik an die jungen Schiris: "Lasst euch helfen. Im Verband gibt es erfahrene Männer, die euch unterstützen.

Letzter Eindruck: Ansichtssache. Enrico Barsch offeriert strittige Spielszenen, nach denen das Auditorium das (richtige) Strafmaß per gelber oder roter Karte anzeigt. Der Ball fliegt in die Offensive, der Angreifer, wie von der Tarantel gestochen, rauscht hinterher und wird vom Verteidiger mit Nelson-Ringergriff kurz hinter der Mittellinie abrupt gestoppt. Platzverweis, was sonst? "Nein", weissagen Rohde und Barsch unisono und berichtigen zu Recht den Reporter. Ein lehrreicher Abend!


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