Die Fußball-Herren-WM 2014 ruft…


20.03.2014
Verband

Das Jahr 2014 ist durchaus ein fussballsportliches Jubiläumsjahr. Vor dreißig Jahren fand erstmals eine Frauen-Fußball-EM statt – mit den Schwedinnen als erste Europameisterinnen.
 
Vor 60 Jahren allerdings wurde auch der unmittelbare Vorläufer, die „Keimzelle“ des FC Hansa Rostock gegründet – die Fußball-Abteilung Empor. Im gleichen Jahr geschah das "Wunder von Bern" - Deutschland wurde Weltmeister vor Ungarn, Österreich und Uruguay.
 
Wiederum vor 40 Jahren gelang der zweite von drei deutschen Weltmeister-Titeln bei den Herren - vor den Niederlanden, Polen sowie Brasilien. Und in diesem Jahr wird zudem die 20. Fußball-WM für Herren in Brasilien ausgetragen.
 
Tja, „König Fußball“ schwingt „das Zepter“ und so mancher Sportfan – ohne Faible für das „runde Leder“ – fragt sich: „Warum eigentlich?!“.
 
Na, vielleicht kann der Präsident des Landesfußballverbandes M-V, Joachim Masuch, darauf eine Antwort geben?
 
Joachim Masuch über die Fußball-WM 2014 in Brasilien, die Bedeutung des Fußballsportes für die Gesellschaft, die Situation beim FC Hansa Rostock, die Entwicklung des Sportes allgemein und die Favoriten auf den WM-Titel im Herren-Fußball 2014
 
„Gerade der Nachwuchs-Fußball hat hierzulande eine große Bedeutung…“
 
Herr Masuch, in nicht einmal 100 Tagen ist es so weit. Die Fußball-WM in Brasilien ruft und das deutsche Team gehört zum Favoriten-Kreis. Was erwarten Sie von der Endrunde „am Zuckerhut“?
 
Joachim Masuch
: Ich freue mich zunächst, dass wir im Sommer mit der Fußball-WM ein sportliches Großereignis erleben dürfen, das sicher auch wieder viele Menschen in seinen Bann ziehen wird!
 
Die qualifizierten National-Teams und der Gastgeber Brasilien geben eine Gewähr, dass wir bei guten klimatischen Bedingungen auch sportlich ein Turnier der Superlative verfolgen können.
 
Leider wird der Zeitunterschied zum Austragungsland auch dazu führen, dass viele Spiele erst zu später Stunde am Fernsehgerät zu sehen sein werden. Aber Fußball-WM und dann Brasilien. Fußballherz, was will man mehr.
 
Die 20.Fußball-WM bringt eine Menge Unbehagen mit sich. Tote beim Bau der Stadien, Korruption vor Ort, eine hohe Kriminalitätsrate und dazu ein internationaler Fußballverband, dessen Agieren alles andere als demokratisch ist. Zusätzlich sorgen die Vorkommnisse beim Veranstaltungsland der WM 2022, Katar, für zusätzlichen Unmut bei den aufrichtigen Sportfans – auch dort mehr als 400 Tote beim Bau der Stadien… Angesichts dieser Zustände… Kann und darf – vor einem solchen Hintergrund – der Fußball „rollen“?
 
Joachim Masuch:
Hier sage ich uneingeschränkt : Ja! Die gleiche Diskussion haben wir zurückliegend gerade erst bei den Olympischen Spielen in Sotschi erlebt. Sowohl Olympische Spiele als auch FIFA-Fußball-Weltmeisterschaften werden in der Regel mit einem zeitlichen Vorlauf von circa zehn Jahren vergeben und hierbei werden die austragenden Nationalverbände auf die Einhaltung von Rechtsnormen verpflichtet, die diese auch akzeptieren.
 
Wenn wir wollen, dass die vorgenannten sportlichen Großereignisse in allen Erdteilen stattfinden sollen, müssen wir auch bereit sein zu tolerieren, dass nicht alle Nationen die demokratische Entwicklungsstufe von zum Beispiel Deutschland aufweisen können. Hinzu kommt in einigen Regionen der Welt, dass man zwischen der Vergabe von Olympischen Spielen oder Fußball-WM und dem Austragungszeitraum veränderte politische Situationen antrifft.

Im Interesse der überwiegenden Mehrheit von fußballbegeisterten Menschen in Brasilien wäre es kontraproduktiv, den Fußball dort unter Berücksichtigung der benannten und kritikwürdigen Begleitumstände nicht rollen zu lassen! Im Übrigen: Eine Rücknahme einer vergebenen WM ist rechtlich ohne erhebliche Schadensersatzforderungen gar nicht möglich!
 
Auch der FC Hansa – besser dessen „Keimzelle“ – feiert Jubiläum. Sportlich ging es beim ersten Team der Hansa-Kicker gegenwärtig ambivalent zu. Das Umfeld des FC Hansa ist ausserdem auch nicht gerade ein Lieferant guter Schlagzeilen. Wenn Sie in diesen Tagen an den FC Hansa denken: Sind Sie eher positiv oder negativ gestimmt?
 
Joachim Masuch:
Ehrlich gesagt, bin ich da gespalten. Auf der einen Seite sehe ich die aktuelle Problem-Situation beim FC Hansa Rostock. Sie ist gekennzeichnet von weiterhin erheblichen wirtschaftlichen Altlasten, die einen Wettbewerb mit anderen Vereinen nur unter ungleichen Bedingungen ermöglichen.
 
Die sportliche Situation der Lizenz-Mannschaft ist aus meiner Sicht unbefriedigend. Aus den vorgenannten Gründen ist es sicher schwer, einen qualitativ besseren Spielerkader vorzuhalten. Was aber dennoch immer für die Zuschauer sichtbar sein muß, ist eine Mannschft, die mit Leidenschaft und Hingabe um einen Sieg ringt oder sich aber auch gegen eine Niederlage kämpferisch wehrt.
 
Gerade die indiskutablen Heim-Niederlagen in dieser Saison tragen nicht dazu bei, mehr Zuschauer ins Stadion zu bewegen! Auch tragen weiterhin einige gewaltbereiten Zuschauer durch Abbrennen von Pyrotechnik und/oder durch  diffamierende Plakat-Aktionen nicht dazu bei, dass leider negativ besetzte Fan-Image des FC Hansa Rostock zu verlassen. Hinzu kommt, dass diese Personengruppe auch dafür verantwortlich ist, dass dem Verein Strafgelder auferlegt werden und diese den wirtschaftlichen Spielraum zusätzlich negativ belasten.
 
Als Präsident des Landesfußballverbandes M-V habe ich weiterhin die Hoffnung, dass der FC Hansa Rostock es schaffen kann, in die zweite Bundesliga aufzusteigen und sich dort etablieren kann. Was in Aue möglich ist, muß auch in Rostock möglich sein!
 
Der „bezahlte Fußball“ ist das eine, der sympathischere Nachwuchs-Fußball das andere. Wie beurteilen Sie die Entwicklung des Nachwuchs-Fußballs in M-V? ... Welche Bedeutung hat aus Ihrer Sicht der Fußballsport – gerade im Bezug auf junge sportive Talente?
 
Joachim Masuch:
Der Nachwuchs-Fußball in unserem Bundesland hat gerade für alle Vereine eine besondere Bedeutung, stellen doch Nachwuchs-Kicker von heute die Spielerinnen/Spieler von morgen in den Frauen- und Herren-Mannschaften dar. Weiterhin kommen aus diesem Pool viele ehrenamtliche Helfer, die den Fußballsport vor Ort leben. Wir müssen aber auch zur Kenntnis nehmen, dass sich das Freizeitverhalten junger Menschen und auch das ihrer Eltern verändert hat und zunehmend mehr verändern wird!
 
Insofern stehen unsere Vereine, die Kreisfußballverbände und wir als Landesfußballverband M-V vor der Herausforderung, mit immer neuen Angeboten an Kinder und Jugendlichen den Vereinssport als eine Möglichkeit aufzuzeigen, sich hier sportlich weiter zu entwickeln, Sozialkompetenz zu erwerben und den Umgang mit Siegen und Niederlagen zu erlernen.
 
Die demografischen Veränderungen in unserem Bundesland seit der Wiedervereinigung mit zum Teil dreißig Prozent Bevölkerungsrückgang in einigen Regionen machen es den Vereinen nicht leichter, Nachwuchsfußball in allen Altersklassen anzubieten.
 
Auf dem Gebiet des Nachwuchsleistungssportes ist es aufgrund insgesamt weniger Fußball-Aktive im Altersbereich der fünfzehn- bis achtzehnjährigen Spieler, aber auch einer zunehmenden Konkurrenz-Situation von benachbarten Lizenz-Vereinen für das Landesleistungszentrum männlich (FC Hansa Rostock) deutlich schwerer geworden, neben der Entwicklung und dem Halten eigener Talente, zusätzlich talentierte Spieler aus anderen Bundesländer zu uns zu bekommen.
 
Insoweit benötigt der Fußball den Profi-Fußball mit seinen Vorbildern sowie seiner großen Strahlkraft und den Amateurbereich als Basis, aus dem sich alles entwickelt!
 
Mannschaftssportlich – jenseits des Fußballsportes – gab es in diesem Jahr bereits einen großen Höhepunkt: die olympischen Eishockey-Turniere der Herren und Frauen in Sotschi mit den kanadischen Herren und Damen als alte und neue Olympiasieger bzw. Olympiasiegerinnen. Hinzu kam das paralympische Sledge-Hockey-Turnier ebenfalls in Sotschi mit dem Gold-Team aus den USA. Sind Sie eigentlich ein Eishockey-Fan? Und: Wie bewerten Sie die Olympischen und Paralympischen Winterspiele in Sotschi aus sportlichem, gesellschaftlichem und politischem Blickwinkel?
 
Joachim Masuch:
Ich muß gestehen, dass mein Interesse an den Winter-Spielen nach 1990 deutlich nachgelassen hat. Daher habe ich überwiegend nur die Ergebnisse von Sotschi zur Kenntnis genommen, jedoch nicht ein Eishockey-Spiel gesehen.
 
Was Sotschi anbelangt, finde ich es sehr bedenklich, dass der Wahn zu immer teureren Spielen hier noch einmal besonders deutlich zum Tragen kam! Winter-Spiele an einem Schwarzmeer-Ort durchzuführen, darauf muß man (IOC) erst einmal kommen! In gleicher Weise gilt das auch für die Austragung einer FIFA-WM im heißen Sommer in Katar…
 
Wer wird Fußball-Weltmeister 2014?
 
Joachim Masuch:
Ich kann mich derzeit noch nicht auf ein National-Team festlegen. Zu den Favoriten zählen für mich neben dem Gastgeber Brasilien, Chile, Argentinien, Spanien auch unser deutsches Team.


Vielen Dank für die interessanten Statements, weiterhin bestes fußballsportliches Engagement sowie eine abwechslungsreiche und aufschlussreiche Fußball-WM in Brasilien!

Interview: Marko Michels


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